Die Break-Even-Analyse verständlich erklärt

Autor:Lisa
Wann macht ein Unternehmen Gewinn? Die Break-Even-Analyse einfach erklärt – inklusive Formel und Beispielrechnung.
Die Break-Even-Analyse verständlich erklärt

Was ist eigentlich eine Break-Even-Analyse?

Die Break-Even-Analyse (auch Gewinnschwellenanalyse genannt) ist ein fundamentales betriebswirtschaftliches Instrument, das dir hilft zu ermitteln, ab welchem Punkt ein Unternehmen weder Gewinn noch Verlust macht – sondern genau "kostendeckend" arbeitet. Dieser magische Punkt, an dem Einnahmen und Ausgaben sich exakt die Waage halten, wird als Break-Even-Point (BEP) bezeichnet.

Für dich als Wirtschaftsstudent ist das Verständnis dieser Analyse grundlegend, da sie in vielen Bereichen wie Kostenrechnung, Controlling und strategischem Management Anwendung findet.

Warum solltest du die Gewinnschwellenanalyse verstehen können?

Die Break-Even-Analyse ist nicht nur ein theoretisches Konzept, sondern ein praktisches Werkzeug mit vielfältigen Anwendungsbereichen:

  • Sie hilft bei der Preisgestaltung von Produkten und Dienstleistungen
  • Sie unterstützt bei Investitionsentscheidungen
  • Sie dient als Grundlage für die strategische Planung
  • Sie ermöglicht es, Risiken besser einzuschätzen
  • Sie bietet eine Basis für Szenarienanalysen und Sensitivitätsberechnungen

Laut einer Studie der Harvard Business School gehört die Break-Even-Analyse zu den Top 5 der am häufigsten genutzten Controlling-Instrumente in Unternehmen weltweit.

Welche Kostenarten musst du für die Analyse unterscheiden?

Um eine Break-Even-Analyse durchführen zu können, ist es unerlässlich, zwischen unterschiedlichen Kostenarten zu differenzieren:

Fixkosten vs. variable Kosten - worin liegt der Unterschied?

Fixkosten sind Kosten, die unabhängig von der Produktionsmenge oder dem Absatzvolumen anfallen. Sie bleiben konstant, egal wie viele Produkte du herstellst oder verkaufst.

Beispiele für Fixkosten:

  • Miete für Produktionshallen und Büroräume
  • Grundgehälter von festangestellten Mitarbeitern
  • Versicherungsprämien
  • Leasingraten für Maschinen
  • Abschreibungen auf Anlagevermögen

Variable Kosten hingegen verändern sich direkt mit der Produktions- oder Absatzmenge. Produzierst du mehr, steigen auch die variablen Kosten.

Beispiele für variable Kosten:

  • Rohstoffkosten
  • Hilfs- und Betriebsstoffe
  • Akkordlöhne
  • Energie- und Stromkosten für Produktionsmaschinen
  • Vertriebsprovisionen

Wie berechnest du den Break-Even-Point?

Der Break-Even-Point lässt sich auf verschiedene Arten berechnen. Die gängigsten Methoden sind:

Die Grundformel: Wann deckst du genau deine Kosten?

Break-Even-Point (Menge) = Fixkosten / (Preis pro Einheit - Variable Kosten pro Einheit)

Der Term "Preis pro Einheit - Variable Kosten pro Einheit" wird auch als Deckungsbeitrag pro Einheit bezeichnet.

Ein Beispiel zur Veranschaulichung

Nehmen wir an, du produzierst Notebooks mit folgenden Kostenstrukturen:

  • Fixkosten: 500.000 € pro Jahr
  • Variable Kosten: 300 € pro Notebook
  • Verkaufspreis: 800 € pro Notebook

Berechnung des Break-Even-Points:

BEP = 500.000 € / (800 € - 300 €) = 500.000 € / 500 € = 1.000 Notebooks

Bei einer Produktion und einem Verkauf von 1.000 Notebooks pro Jahr deckst du genau deine Kosten. Jedes weitere verkaufte Notebook bringt dir einen Gewinn von 500 € (dem Deckungsbeitrag pro Einheit).

Wie sieht die Break-Even-Berechnung als Umsatz aus?

Manchmal ist es sinnvoller, den Break-Even-Point nicht in Mengeneinheiten, sondern als Umsatz auszudrücken:

Break-Even-Umsatz = Fixkosten / (1 - (Variable Kosten pro Einheit / Preis pro Einheit))

Der Term "1 - (Variable Kosten pro Einheit / Preis pro Einheit)" wird auch als Deckungsbeitragsrate bezeichnet.

Im obigen Beispiel:

BEP-Umsatz = 500.000 € / (1 - (300 € / 800 €)) = 500.000 € / 0,625 = 800.000 €

Du musst also einen Umsatz von 800.000 € erzielen, um die Gewinnschwelle zu erreichen.

Wie stellst du den Break-Even-Point grafisch dar?

Die grafische Darstellung der Break-Even-Analyse ist besonders anschaulich und hilft dir, die Zusammenhänge visuell zu erfassen:

Die klassische Break-Even-Grafik

Bei der klassischen Darstellung werden zwei Linien in ein Koordinatensystem eingezeichnet:

  1. Die Gesamtkostenlinie (Fixkosten + Variable Kosten)
  2. Die Umsatzlinie (Preis × Menge)

Der Schnittpunkt beider Linien markiert den Break-Even-Point.

Hier eine vereinfachte Darstellung:

MengeUmsatzFixkostenVariable KostenGesamtkosten
00 €500.000 €0 €500.000 €
500400.000 €500.000 €150.000 €650.000 €
1.000800.000 €500.000 €300.000 €800.000 €
1.5001.200.000 €500.000 €450.000 €950.000 €
2.0001.600.000 €500.000 €600.000 €1.100.000 €

In dieser Tabelle siehst du deutlich, dass bei 1.000 Einheiten der Umsatz und die Gesamtkosten gleich sind (800.000 €) – das ist der Break-Even-Point.

Welche Erweiterungen der klassischen Break-Even-Analyse gibt es?

Die Grundversion der Break-Even-Analyse basiert auf einigen vereinfachenden Annahmen. In der Praxis gibt es verschiedene Erweiterungen, um die Analyse realistischer zu gestalten:

Wie berücksichtigst du nichtlineare Kostenverläufe?

In der Realität verlaufen die Kosten oft nicht linear:

  • Degressive Kosten: Die variablen Stückkosten sinken mit steigender Produktionsmenge (z.B. durch Mengenrabatte)
  • Progressive Kosten: Die variablen Stückkosten steigen ab einem bestimmten Punkt (z.B. durch Überstundenzuschläge)

Diese nicht-linearen Verläufe müssen in einer erweiterten Break-Even-Analyse berücksichtigt werden.

Was ist eine mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung?

In komplexeren Unternehmen mit verschiedenen Produktlinien oder Geschäftsbereichen wird oft eine mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung durchgeführt. Hier werden Fixkosten in verschiedene Kategorien eingeteilt:

  1. Produktfixkosten: Fallen nur bei Herstellung eines bestimmten Produkts an
  2. Produktgruppenfixkosten: Betreffen eine ganze Produktgruppe
  3. Bereichsfixkosten: Entstehen in einem bestimmten Unternehmensbereich
  4. Unternehmensfixkosten: Betreffen das gesamte Unternehmen

Dies ermöglicht eine differenziertere Betrachtung der Kostendeckung auf verschiedenen Ebenen.

Wie wendest du die Break-Even-Analyse in der Praxis an?

Die praktische Anwendung der Break-Even-Analyse ist vielfältig und reicht weit über die bloße Berechnung eines Punktes hinaus:

Welche Sensitivitätsanalysen kannst du durchführen?

Mit der Break-Even-Analyse kannst du verschiedene "Was-wäre-wenn"-Szenarien durchspielen:

  • Was passiert, wenn der Verkaufspreis um 10% sinkt?
  • Wie verändert sich der Break-Even-Point, wenn die Fixkosten steigen?
  • Welchen Effekt hat eine Reduzierung der variablen Kosten?

Beispiel: Bei einer Preissenkung von 800 € auf 720 € (10%) verändert sich die Berechnung wie folgt:

BEP = 500.000 € / (720 € - 300 €) = 500.000 € / 420 € ≈ 1.190 Notebooks

Du müsstest also etwa 190 Notebooks mehr verkaufen, um weiterhin kostendeckend zu arbeiten.

Wie unterstützt die Analyse bei der Preisgestaltung?

Gerade in preissensitiven Märkten ist die Break-Even-Analyse ein wichtiges Instrument:

Mindestpreis = Variable Kosten pro Einheit + (Fixkosten / geplante Absatzmenge)

Wenn du beispielsweise planst, 2.000 Notebooks zu verkaufen, wäre der kostendeckende Mindestpreis:

Mindestpreis = 300 € + (500.000 € / 2.000) = 300 € + 250 € = 550 €

Jeder Preis über 550 € würde in diesem Szenario zu einem Gewinn führen.

Wie berücksichtigst du mehrere Produkte in der Break-Even-Analyse?

In der Praxis stellen die meisten Unternehmen mehr als ein Produkt her. Die Break-Even-Analyse lässt sich auch auf Multi-Produkt-Unternehmen anwenden:

Die Produktmix-Analyse: Was ist das?

Bei der Produktmix-Analyse wird ein gewichteter durchschnittlicher Deckungsbeitrag berechnet, der auf dem geplanten Absatzverhältnis der verschiedenen Produkte basiert.

Beispiel: Ein Unternehmen stellt zwei Notebook-Modelle her:

  • Premium-Modell: Deckungsbeitrag 600 €, geplanter Anteil am Gesamtabsatz 30%
  • Standard-Modell: Deckungsbeitrag 400 €, geplanter Anteil am Gesamtabsatz 70%

Der gewichtete durchschnittliche Deckungsbeitrag beträgt:

(600 € × 0,3) + (400 € × 0,7) = 180 € + 280 € = 460 €

Mit diesem gewichteten Deckungsbeitrag kann der Break-Even-Point berechnet werden:

BEP = 500.000 € / 460 € ≈ 1.087 Einheiten

Worin liegen die Grenzen der Break-Even-Analyse?

Trotz ihrer Nützlichkeit hat die Break-Even-Analyse auch Limitationen, die du kennen solltest:

Welche Vereinfachungen nimmt die Analyse vor?

Die klassische Break-Even-Analyse beruht auf einigen vereinfachenden Annahmen:

  • Lineare Kostenfunktionen
  • Konstante Verkaufspreise unabhängig von der Absatzmenge
  • Perfekte Teilbarkeit der Produkte
  • Keine Lagerbestandsveränderungen

In der Realität sind diese Annahmen oft nicht vollständig erfüllt, was die Aussagekraft der Analyse einschränken kann.

Wie gehst du mit Unsicherheiten um?

Die Break-Even-Analyse basiert auf Planwerten und Prognosen, die mit Unsicherheiten behaftet sind. Daher ist es wichtig, ergänzend Szenarienanalysen und Simulationen durchzuführen, um die Robustheit der Ergebnisse zu testen.

Ein bewährter Ansatz ist die Monte Carlo Simulation, bei der die Eingabeparameter (Preis, Kosten, Absatzmengen) als Wahrscheinlichkeitsverteilungen modelliert werden. Das Ergebnis ist dann keine einzelne Break-Even-Menge, sondern eine Wahrscheinlichkeitsverteilung möglicher Break-Even-Punkte. Mehr dazu findest du in dieser Einführung zur Monte Carlo Simulation.

Digitale Tools für deine Break-Even-Analyse

In der heutigen Zeit stehen dir zahlreiche digitale Werkzeuge zur Verfügung, um Break-Even-Analysen effizienter durchzuführen:

Diese Tools ermöglichen es dir, komplexere Szenarien zu berechnen und die Ergebnisse ansprechend zu visualisieren.

Praxistipps für deine Break-Even-Analyse

Um das Maximum aus deiner Break-Even-Analyse herauszuholen, beachte folgende Tipps:

  1. Differenziere die Kosten sorgfältig: Die korrekte Trennung von fixen und variablen Kosten ist entscheidend für aussagekräftige Ergebnisse.

  2. Berücksichtige Steuern: In fortgeschrittenen Analysen solltest du auch den Effekt von Steuern mit einbeziehen.

  3. Verwende realistische Annahmen: Überschätze nicht dein Absatzpotential oder unterschätze nicht deine Kosten.

  4. Führe regelmäßige Aktualisierungen durch: Märkte und Kostenstrukturen ändern sich kontinuierlich – halte deine Analyse aktuell.

  5. Kombiniere die Break-Even-Analyse mit anderen Methoden: Ergänze sie z.B. durch eine ABC-Analyse oder eine Kundensegmentierung.

Zusammenfassung: Die wichtigsten Erkenntnisse zur Break-Even-Analyse

Die Break-Even-Analyse ist ein unverzichtbares Instrument im betriebswirtschaftlichen Werkzeugkasten. Sie hilft dir dabei:

  • Den kritischen Punkt zu identifizieren, ab dem ein Unternehmen profitabel arbeitet
  • Fundierte Entscheidungen bei der Preisgestaltung zu treffen
  • Verschiedene Szenarien durchzuspielen und ihre Auswirkungen zu verstehen
  • Risiken besser einzuschätzen und zu minimieren

Wenn du die Grundprinzipien verstanden hast und die Erweiterungen kennst, kannst du die Break-Even-Analyse als mächtiges Instrument in deine betriebswirtschaftlichen Überlegungen einbeziehen.

Weitere Informationen zum Thema findest du in diesen Quellen:

Die Break-Even-Analyse ist nicht nur Theorie, sondern ein praktisches Werkzeug, das dir im Studium und im späteren Berufsleben wertvolle Dienste leisten wird. Nutze sie klug!

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