Eigenkapitalgliederung HGB: Übersicht, Aufbau & Übung
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Das Wichtigste in Kürze
- Das Eigenkapital nach HGB gliedert sich in gezeichnetes Kapital, Kapitalrücklagen, Gewinnrücklagen und Gewinn-/Verlustvortrag, wobei jede Position klar abgegrenzt und separat ausgewiesen werden muss.
- Die Unterscheidung und korrekte Darstellung der Eigenkapitalpositionen ist entscheidend für Transparenz, Gläubigerschutz und die Bewertung der finanziellen Stabilität eines Unternehmens.
- Praktische Übungen und die Analyse realer Unternehmensbilanzen sind essenziell, um das Verständnis der Eigenkapitalstrukturierung und deren Auswirkungen auf Unternehmensentscheidungen zu vertiefen.
Die korrekte Darstellung des Eigenkapitals bildet das Fundament jeder aussagekräftigen Unternehmensbilanz. In Deutschland regelt das Handelsgesetzbuch (HGB) präzise, wie Unternehmen ihre Eigenmittel strukturieren und ausweisen müssen. Diese gesetzlichen Vorgaben schaffen nicht nur Transparenz für Investoren und Gläubiger, sondern ermöglichen auch eine vergleichbare Bewertung der Finanzstärke verschiedener Unternehmen.
Für dich als angehenden Betriebswirt oder Volkswirt ist das Verständnis der Eigenkapitalstrukturierung nach HGB unverzichtbar. Ob du später in der Buchhaltung, im Controlling oder in der Unternehmensberatung arbeitest – die Fähigkeit, Eigenkapitalpositionen korrekt zu interpretieren und zu gliedern, wird dir in vielen beruflichen Situationen begegnen.
Doch welche konkreten Bestandteile umfasst das Eigenkapital nach deutschem Handelsrecht? Wie unterscheiden sich die verschiedenen Kapitalarten voneinander? Und welche praktischen Auswirkungen haben diese Unterscheidungen auf die Unternehmenspraxis?
Was versteht man unter der Eigenkapitalstrukturierung nach HGB?
Die Eigenkapitalgliederung nach HGB folgt einem klar definierten Schema, das in § 266 HGB festgelegt ist. Diese Strukturierung dient der einheitlichen Darstellung der Eigenmittel und ermöglicht es Bilanzlesern, die Kapitalstruktur eines Unternehmens systematisch zu analysieren.
Das deutsche Handelsrecht unterscheidet grundsätzlich zwischen verschiedenen Eigenkapitalarten, die sich durch ihre Entstehung, Verwendung und rechtlichen Eigenschaften voneinander abgrenzen. Diese Differenzierung ist nicht nur formaler Natur, sondern hat praktische Auswirkungen auf die Ausschüttungsfähigkeit, die Haftung und die steuerliche Behandlung.
Die Gliederung des Eigenkapitals nach HGB folgt dem Grundsatz der Klarheit und Übersichtlichkeit. Jede Position muss separat ausgewiesen werden, soweit sie für die Beurteilung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage von Bedeutung ist. Dabei gilt das Prinzip der Stetigkeit – einmal gewählte Gliederungsschemata sollten beibehalten werden, um die Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Geschäftsjahren zu gewährleisten.
Die Bedeutung der korrekten Eigenkapitaldarstellung geht über die reine Bilanzierung hinaus. Rating-Agenturen, Banken und Investoren nutzen die Eigenkapitalstruktur als wichtigen Indikator für die Stabilität und Kreditwürdigkeit eines Unternehmens. Eine transparente und nachvollziehbare Gliederung kann sich daher positiv auf die Finanzierungskonditionen auswirken.
Welche Bestandteile umfasst das Eigenkapital nach deutschem Handelsrecht?
Das Eigenkapital nach HGB gliedert sich in vier Hauptkategorien, die jeweils unterschiedliche Funktionen erfüllen und verschiedene Entstehungsquellen widerspiegeln:
| Eigenkapitalposition | Charakteristikum | Beispiele |
|---|---|---|
| Gezeichnetes Kapital | Stammkapital der Gesellschaft | Grundkapital (AG), Stammkapital (GmbH) |
| Kapitalrücklagen | Einlagen über Nennwert hinaus | Agio, Aufgeld bei Kapitalerhöhungen |
| Gewinnrücklagen | Einbehaltene Gewinne | Gesetzliche Rücklage, andere Gewinnrücklagen |
| Gewinnvortrag/Verlustvortrag | Ergebnis des Geschäftsjahres | Jahresüberschuss, Jahresfehlbetrag |
Das gezeichnete Kapital bildet das rechtliche Fundament jeder Kapitalgesellschaft. Es entspricht dem in der Satzung festgelegten Stammkapital und kann nur durch Gesellschafterbeschluss und entsprechende Satzungsänderung verändert werden. Bei Aktiengesellschaften beträgt das Mindestgrundkapital 50.000 Euro, bei GmbHs 25.000 Euro.
Kapitalrücklagen entstehen hauptsächlich durch Einlagen der Gesellschafter, die über den Nennwert der Anteile hinausgehen. Dies können Aufgelder bei Kapitalerhöhungen, Ausgabeaufschläge oder Zuzahlungen von Gesellschaftern sein. Diese Position zeigt, welche zusätzlichen Mittel die Eigentümer dem Unternehmen zur Verfügung gestellt haben.
Die Gewinnrücklagen dokumentieren die im Unternehmen thesaurierten Gewinne. Sie unterteilen sich in gesetzliche Rücklagen (bei AGs mindestens 5% des Jahresüberschusses bis 10% des Grundkapitals erreicht sind), satzungsmäßige Rücklagen und andere Gewinnrücklagen. Diese Positionen zeigen die Selbstfinanzierungskraft des Unternehmens.
Der Jahresüberschuss oder -fehlbetrag sowie eventuelle Gewinn- oder Verlustvorträge aus Vorjahren vervollständigen die Eigenkapitalstruktur. Diese Positionen werden nach der Gewinnverwendungsentscheidung der Gesellschafter entsprechend den anderen Eigenkapitalpositionen zugeordnet.
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Wie unterscheiden sich gezeichnetes Kapital und Kapitalrücklagen?
Die Unterscheidung zwischen gezeichnetem Kapital und Kapitalrücklagen ist fundamental für das Verständnis der Eigenkapitalstrukturierung. Beide Positionen repräsentieren Einlagen der Gesellschafter, unterscheiden sich jedoch erheblich in ihrer rechtlichen Behandlung und praktischen Bedeutung.
Das gezeichnete Kapital stellt das haftende Stammkapital der Gesellschaft dar. Es ist im Handelsregister eingetragen und bildet die Grundlage für die Haftung gegenüber Gläubigern. Änderungen am gezeichneten Kapital erfordern komplexe gesellschaftsrechtliche Verfahren:
- Kapitalerhöhungen bedürfen eines Gesellschafterbeschlusses mit qualifizierter Mehrheit
- Kapitalherabsetzungen unterliegen strengen Gläubigerschutzbestimmungen
- Das gezeichnete Kapital muss vollständig eingezahlt oder durch Sacheinlagen gedeckt sein
Kapitalrücklagen hingegen entstehen aus Einlagen, die über den Nennwert der Geschäftsanteile hinausgehen. Sie bieten deutlich mehr Flexibilität in der Verwendung:
Die praktischen Unterschiede werden besonders bei der Gewinnausschüttung deutlich:
Verwendung des gezeichneten Kapitals:
- Kann grundsätzlich nicht an Gesellschafter ausgeschüttet werden
- Rückzahlung nur bei ordnungsgemäßer Kapitalherabsetzung
- Dient als Verlustpuffer für Gläubiger
- Unterliegt strengen kapitalerhaltungsrechtlichen Bestimmungen
Verwendung der Kapitalrücklagen:
- Können unter bestimmten Voraussetzungen ausgeschüttet werden
- Flexiblere Verwendung für Unternehmenszwecke möglich
- Keine Eintragung im Handelsregister erforderlich
- Einfachere gesellschaftsrechtliche Handhabung
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die steuerliche Behandlung. Während Ausschüttungen aus Gewinnrücklagen der Kapitalertragsteuer unterliegen, können Rückzahlungen aus Kapitalrücklagen unter bestimmten Umständen steuerfrei erfolgen.
Die korrekte Abgrenzung zwischen beiden Positionen ist auch für die Bilanzanalyse relevant. Ein hoher Anteil an Kapitalrücklagen kann auf eine starke Eigenkapitalbasis hindeuten, während ein niedriges gezeichnetes Kapital im Verhältnis zur Unternehmensgröße möglicherweise auf eine optimierte Kapitalstruktur hindeutet.
Welche Rolle spielen Gewinnrücklagen in der Bilanzierung?
Gewinnrücklagen dokumentieren die Selbstfinanzierungskraft eines Unternehmens und zeigen, welcher Anteil der erwirtschafteten Gewinne nicht an die Gesellschafter ausgeschüttet, sondern im Unternehmen belassen wurde. Diese Eigenkapitalposition ist besonders aussagekräftig für die Beurteilung der nachhaltigen Unternehmensentwicklung.
Die Bildung von Gewinnrücklagen erfolgt durch den Einbehalt von Jahresüberschüssen nach dem Gewinnverwendungsbeschluss der Gesellschafter. Dabei unterscheidet das HGB zwischen verschiedenen Arten von Gewinnrücklagen:
Gesetzliche Rücklage: Bei Aktiengesellschaften müssen jährlich mindestens 5% des Jahresüberschusses in die gesetzliche Rücklage eingestellt werden, bis diese 10% des Grundkapitals erreicht. Diese Bestimmung soll die Kapitalerhaltung stärken und einen zusätzlichen Gläubigerschutz schaffen.
Satzungsmäßige Rücklagen: Die Satzung kann vorsehen, dass bestimmte Beträge oder Prozentsätze der Gewinne in spezielle Rücklagen einzustellen sind. Diese Regelungen ermöglichen es Unternehmen, ihre Thesaurierungspolitik langfristig zu strukturieren.
Andere Gewinnrücklagen: Alle weiteren freiwillig gebildeten Rücklagen aus einbehaltenen Gewinnen fallen in diese Kategorie. Sie entstehen durch Beschluss der Gesellschafter und können flexibel für verschiedene Unternehmenszwecke verwendet werden.
Die Bedeutung der Gewinnrücklagen geht über die reine Bilanzdarstellung hinaus. Sie erfüllen mehrere wichtige Funktionen:
Finanzierungsfunktion: Gewinnrücklagen stellen eine kostengünstige Finanzierungsquelle dar, da keine laufenden Zinszahlungen anfallen und keine Abhängigkeit von externen Kapitalgebern entsteht.
Risikoabsicherung: Sie bilden einen Puffer für wirtschaftlich schwierige Zeiten und ermöglichen es dem Unternehmen, Verluste abzufangen, ohne die Substanz anzugreifen.
Wachstumsfinanzierung: Durch den Aufbau von Gewinnrücklagen können Unternehmen Investitionen aus eigener Kraft finanzieren und ihre Wachstumsstrategie unabhängig von Kapitalmarktbedingungen verfolgen.
Die Höhe der Gewinnrücklagen im Verhältnis zum Gesamteigenkapital gibt Aufschluss über die Gewinnverwendungsstrategie des Unternehmens. Ein hoher Anteil deutet auf eine konservative, auf Substanzerhaltung ausgerichtete Politik hin, während niedrige Gewinnrücklagen auf eine aktionärsfreundliche Ausschüttungspolitik hinweisen können.
Für die Bilanzanalyse sind Gewinnrücklagen ein wichtiger Qualitätsindikator. Sie zeigen, dass das Eigenkapital nicht nur durch Einlagen der Gesellschafter, sondern auch durch erfolgreiche Geschäftstätigkeit entstanden ist. Dies wird von Rating-Agenturen und Kreditgebern besonders positiv bewertet.
Wie wirkt sich der Jahresüberschuss auf die Eigenkapitaldarstellung aus?
Der Jahresüberschuss bildet die Brücke zwischen der Gewinn- und Verlustrechnung und der Bilanz und beeinflusst maßgeblich die Eigenkapitalentwicklung. Seine Darstellung und Verwendung folgen spezifischen handelsrechtlichen Regelungen, die sowohl die Transparenz als auch die Flexibilität der Gewinnverwendung gewährleisten sollen.
In der Bilanz erscheint der Jahresüberschuss zunächst als separate Position innerhalb des Eigenkapitals. Bei Kapitalgesellschaften wird zwischen dem Jahresüberschuss und dem Bilanzgewinn unterschieden:
Der Jahresüberschuss entspricht dem Ergebnis der Gewinn- und Verlustrechnung vor jeder Verwendungsentscheidung. Er zeigt die reine Ertragskraft des Geschäftsjahres und wird in der Bilanz vor der Gewinnverwendung ausgewiesen.
Der Bilanzgewinn hingegen entsteht nach Berücksichtigung von Gewinnvorträgen aus Vorjahren und eventuellen Entnahmen aus Rücklagen. Er stellt den zur Ausschüttung verfügbaren Betrag dar.
Die Verwendung des Jahresüberschusses erfolgt durch Beschluss der Gesellschafterversammlung und kann verschiedene Formen annehmen:
Ausschüttung an Gesellschafter: Der häufigste Verwendungszweck ist die Dividendenzahlung bei Aktiengesellschaften oder Gewinnausschüttungen bei GmbHs. Diese Verwendung reduziert das Eigenkapital entsprechend.
Einstellung in Gewinnrücklagen: Nicht ausgeschüttete Gewinne werden verschiedenen Rücklagearten zugeführt und stärken dauerhaft die Eigenkapitalbasis.
Gewinnvortrag: Kann die Entscheidung über die Gewinnverwendung nicht getroffen werden oder soll sie auf das folgende Jahr verschoben werden, wird der Gewinn vorgetragen.
Die Darstellung des Jahresüberschusses hat auch Auswirkungen auf wichtige Kennzahlen:
Eigenkapitalrentabilität: Sie berechnet sich aus dem Verhältnis von Jahresüberschuss zu durchschnittlichem Eigenkapital und zeigt die Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals.
Eigenkapitalquote: Nach der Gewinnverwendung verändert sich die Eigenkapitalquote entsprechend der getroffenen Entscheidungen über Ausschüttung oder Thesaurierung.
Ausschüttungsquote: Das Verhältnis von ausgeschütteten Dividenden zum Jahresüberschuss zeigt die Ausschüttungspolitik des Unternehmens.
Bei negativem Jahresergebnis (Jahresfehlbetrag) gelten besondere Regelungen. Der Verlust mindert automatisch das Eigenkapital und muss in der Bilanz entsprechend ausgewiesen werden. Übersteigen die Verluste bestimmte Schwellenwerte, können gesellschaftsrechtliche Konsequenzen wie Kapitalersatzmaßnahmen oder im Extremfall Auflösungspflichten eintreten.
Die korrekte Behandlung des Jahresüberschusses ist auch steuerlich relevant. Die Körperschaftsteuer wird auf den Jahresüberschuss vor Gewinnverwendung berechnet, während die Ausschüttungen der Kapitalertragsteuer unterliegen können.
Welche praktischen Übungen helfen beim Verständnis der Eigenkapitalgliederung?
Das theoretische Wissen über die Eigenkapitalgliederung nach HGB lässt sich am besten durch praktische Übungen vertiefen. Hier ist eine umfassende Aufgabe, die alle wichtigen Aspekte der Eigenkapitalstrukturierung abdeckt:
Übungsaufgabe: Eigenkapitalgliederung der Mustermann AG
Die Mustermann AG weist zum 31.12.2023 folgende Eigenkapitaldaten auf:
- Grundkapital: 2.000.000 € (aufgeteilt in 2.000.000 Stammaktien à 1 €)
- Bei der letzten Kapitalerhöhung wurden 400.000 neue Aktien zu 1,50 € ausgegeben
- Gesetzliche Rücklage: 180.000 €
- Andere Gewinnrücklagen: 850.000 €
- Gewinnvortrag aus 2022: 45.000 €
- Jahresüberschuss 2023: 320.000 €
Aufgabenstellungen:
- Gliedere das Eigenkapital der Mustermann AG nach HGB
- Berechne die Kapitalrücklage aus der Kapitalerhöhung
- Ermittle den Bilanzgewinn 2023
- Die Hauptversammlung beschließt eine Dividende von 0,08 € je Aktie und die Einstellung von 50.000 € in andere Gewinnrücklagen. Zeige die Auswirkungen auf die Eigenkapitalstruktur.
Lösung:
1. Eigenkapitalgliederung vor Gewinnverwendung:
Eigenkapital der Mustermann AG zum 31.12.2023:
I. Gezeichnetes Kapital 2.000.000 €
II. Kapitalrücklagen 200.000 €
III. Gewinnrücklagen
1. Gesetzliche Rücklage 180.000 €
2. Andere Gewinnrücklagen 850.000 € 1.030.000 €
IV. Gewinnvortrag 45.000 €
V. Jahresüberschuss 320.000 €
Eigenkapital gesamt 3.595.000 €
2. Berechnung der Kapitalrücklage:
Ausgabepreis je Aktie: 1,50 € Nennwert je Aktie: 1,00 € Agio je Aktie: 0,50 € Anzahl neue Aktien: 400.000 Stück Kapitalrücklage = 400.000 × 0,50 € = 200.000 €
3. Bilanzgewinn 2023:
Bilanzgewinn = Gewinnvortrag + Jahresüberschuss Bilanzgewinn = 45.000 € + 320.000 € = 365.000 €
4. Eigenkapitalstruktur nach Gewinnverwendung:
Dividendenausschüttung = 2.000.000 Aktien × 0,08 € = 160.000 € Verbleibender Gewinn = 365.000 € - 160.000 € - 50.000 € = 155.000 €
Eigenkapital nach Gewinnverwendung:
I. Gezeichnetes Kapital 2.000.000 €
II. Kapitalrücklagen 200.000 €
III. Gewinnrücklagen
1. Gesetzliche Rücklage 180.000 €
2. Andere Gewinnrücklagen 900.000 € 1.080.000 €
IV. Gewinnvortrag 155.000 €
Eigenkapital gesamt 3.435.000 €
Weitere hilfreiche Übungsformen umfassen:
Vergleichsanalysen: Untersuche die Eigenkapitalstrukturen verschiedener DAX-Unternehmen und identifiziere Unterschiede in den Finanzierungsstrategien.
Zeitreihenanalysen: Verfolge die Entwicklung der Eigenkapitalpositionen eines Unternehmens über mehrere Jahre und erkenne Trends in der Gewinnverwendung.
Kennzahlenberechnungen: Berechne relevante Eigenkapitalkennzahlen wie Eigenkapitalquote, Eigenkapitalrentabilität und Ausschüttungsquote.
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Die regelmäßige Bearbeitung solcher Aufgaben festigt nicht nur dein Verständnis der theoretischen Grundlagen, sondern bereitet dich auch auf praktische Herausforderungen in Studium und Beruf vor. Besonders wichtig ist dabei, die Zusammenhänge zwischen einzelnen Eigenkapitalpositionen und ihre Auswirkungen auf die Gesamtunternehmenssituation zu verstehen.
Praktische Bedeutung der Eigenkapitalstrukturierung im Unternehmenskontext
Die korrekte Anwendung der Eigenkapitalgliederung nach HGB ist weit mehr als eine formale Pflichtübung. Sie beeinflusst fundamentale Unternehmensentscheidungen und hat direkte Auswirkungen auf die Beziehungen zu verschiedenen Stakeholdern.
Aus Sicht der Unternehmensführung ermöglicht eine strukturierte Eigenkapitaldarstellung die strategische Steuerung der Finanzierungsstruktur. Die bewusste Gestaltung der Gewinnverwendung zwischen Ausschüttung und Thesaurierung beeinflusst sowohl die Wachstumsfinanzierung als auch die Attraktivität für Investoren.
Investoren und Analysten nutzen die Eigenkapitalstruktur als wichtigen Bewertungsparameter. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den verschiedenen Eigenkapitalpositionen signalisiert finanzielle Stabilität und nachhaltiges Management. Rating-Agenturen berücksichtigen diese Faktoren bei der Bonitätsbewertung.
Kreditgeber bewerten die Eigenkapitalausstattung als Sicherheit für ihre Forderungen. Eine starke Eigenkapitalbasis mit hohen Gewinnrücklagen reduziert das Kreditrisiko und kann zu besseren Finanzierungskonditionen führen.
Die steuerlichen Auswirkungen der Eigenkapitalstrukturierung sind ebenfalls bedeutsam. Verschiedene Eigenkapitalpositionen unterliegen unterschiedlichen steuerlichen Regelungen, was Optimierungsmöglichkeiten eröffnet.
Aktuelle Entwicklungen wie die zunehmende Digitalisierung der Rechnungslegung und neue Berichtspflichten im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) erweitern die Anforderungen an die Eigenkapitalberichterstattung. Unternehmen müssen zunehmend nicht nur die quantitativen Aspekte, sondern auch qualitative Faktoren wie Nachhaltigkeitsrisiken in ihrer Kapitalplanung berücksichtigen.
Die Eigenkapitalgliederung nach HGB bleibt damit ein zentrales Element der Unternehmenssteuerung und -bewertung. Ihr Verständnis ist für angehende Betriebswirte und Volkswirte unerlässlich, um komplexe Finanzierungsentscheidungen treffen und bewerten zu können. Die systematische Anwendung der handelsrechtlichen Vorschriften schafft die Grundlage für eine transparente und vergleichbare Darstellung der Unternehmenssituation.
Durch die kontinuierliche Beschäftigung mit praktischen Fällen und aktuellen Entwicklungen in der Rechnungslegung entwickelst du die Kompetenz, die Eigenkapitalstrukturierung nicht nur technisch korrekt durchzuführen, sondern auch strategisch zu nutzen. Dies wird dir in deiner beruflichen Laufbahn, sei es in der Wirtschaftsprüfung, im Controlling oder in der Unternehmensberatung, erhebliche Vorteile verschaffen.
Häufig gestellte Fragen zur Eigenkapitalgliederung nach HGB
Was ist der Unterschied zwischen gezeichnetem Kapital und eingezahltem Kapital?
Das gezeichnete Kapital entspricht dem in der Satzung festgelegten Stammkapital, unabhängig davon, ob es bereits vollständig eingezahlt wurde. Das eingezahlte Kapital hingegen zeigt den tatsächlich geleisteten Betrag. Bei ordnungsgemäß geführten Unternehmen sollten beide Beträge identisch sein, da eine vollständige Einzahlung des gezeichneten Kapitals vorgeschrieben ist.
Können Kapitalrücklagen wie Gewinnrücklagen verwendet werden?
Nein, Kapitalrücklagen und Gewinnrücklagen unterliegen unterschiedlichen rechtlichen Bestimmungen. Kapitalrücklagen entstehen aus Einlagen der Gesellschafter und können grundsätzlich nur unter strengen Voraussetzungen ausgeschüttet werden. Gewinnrücklagen hingegen entstehen aus thesaurierten Gewinnen und können flexibler für Gewinnausschüttungen verwendet werden.
Wann muss eine gesetzliche Rücklage gebildet werden?
Bei Aktiengesellschaften müssen jährlich mindestens 5% des Jahresüberschusses in die gesetzliche Rücklage eingestellt werden, bis diese 10% des Grundkapitals erreicht. Bei GmbHs gibt es keine vergleichbare Pflicht zur Bildung gesetzlicher Rücklagen, es sei denn, der Gesellschaftsvertrag sieht entsprechende Regelungen vor.
Wie wirkt sich ein Jahresfehlbetrag auf die Eigenkapitalstruktur aus?
Ein Jahresfehlbetrag mindert automatisch das Eigenkapital. Er wird zunächst mit eventuellen Gewinnvorträgen verrechnet. Reichen diese nicht aus, entstehen Verlustvorträge, die das Eigenkapital reduzieren. Bei erheblichen Verlusten können gesellschaftsrechtliche Maßnahmen wie Kapitalerhöhungen oder im Extremfall die Auflösung der Gesellschaft erforderlich werden.
Was passiert bei einer Kapitalerhöhung mit der Eigenkapitalstruktur?
Bei einer Kapitalerhöhung erhöht sich das gezeichnete Kapital um den Nennwert der neuen Anteile. Wird ein Ausgabeaufschlag (Agio) erhoben, fließt dieser in die Kapitalrücklagen. Die Gewinnrücklagen bleiben von der Kapitalerhöhung unberührt, so dass sich die Eigenkapitalstruktur entsprechend verschiebt.
Können negative Gewinnrücklagen entstehen?
Nein, Gewinnrücklagen können nicht negativ werden. Entstehen Verluste, werden zunächst vorhandene Gewinnrücklagen aufgelöst. Reichen diese nicht aus, entstehen Verlustvorträge, die als separate negative Position im Eigenkapital ausgewiesen werden.
Wie unterscheidet sich die Eigenkapitalgliederung bei verschiedenen Rechtsformen?
Die grundsätzliche Struktur der Eigenkapitalgliederung nach HGB gilt für alle Kapitalgesellschaften. Unterschiede bestehen hauptsächlich in der Terminologie (Grundkapital bei AGs, Stammkapital bei GmbHs) und in spezifischen Anforderungen wie der Bildung gesetzlicher Rücklagen bei Aktiengesellschaften. Personengesellschaften folgen anderen Gliederungsvorschriften.
