Buchungssätze für Verbindlichkeiten: Praktische Beispiele

Lerne, wie du Verbindlichkeiten buchen kannst! Schritt-für-Schritt-Anleitung mit praktischen Beispielen für fehlerfreie Buchführung in deinem Unternehmen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Verbindlichkeiten sind Schulden eines Unternehmens gegenüber Dritten und werden als Passivposten in der Bilanz im Haben gemehrt und im Soll gemindert.

  • Bei Warenkäufen auf Rechnung entstehen Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, die den Warenbestand und die Vorsteuer erhöhen, während bei der Bezahlung die Verbindlichkeit und der Bankbestand reduziert werden.

  • Häufige Buchungsfehler sind die Verwechslung von Soll und Haben bei Passivkonten, fehlende Umsatzsteuerbehandlung und die vergessene Vorsteuerberichtigung bei Skontoabzügen.

Hallo! In diesem Tutorial schauen wir uns gemeinsam an, wie du Verbindlichkeiten korrekt buchst. Verbindlichkeiten gehören zum täglichen Geschäft jedes Unternehmens und werden dir in der Klausur mit Sicherheit begegnen. Also lass uns direkt loslegen!

Definition und Grundlagen

Verbindlichkeiten sind Schulden eines Unternehmens gegenüber Dritten. Sie stellen in der Bilanz Passivposten dar und werden dort auf der rechten Seite abgebildet. Im Gegensatz zu Forderungen (die dem Unternehmen zustehen) handelt es sich bei Verbindlichkeiten um Verpflichtungen, die das Unternehmen begleichen muss.

Die wichtigste Grundregel, die du dir merken solltest:

Passivkonten werden im Haben gemehrt und im Soll gemindert.

Verbindlichkeiten werden in der Bilanz nach ihrer Fristigkeit unterschieden:

  • Kurzfristige Verbindlichkeiten (Laufzeit bis zu einem Jahr)
  • Langfristige Verbindlichkeiten (Laufzeit über einem Jahr)

Die häufigsten Arten von Verbindlichkeiten sind:

  • Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (VLL)
  • Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten
  • Erhaltene Anzahlungen
  • Sonstige Verbindlichkeiten (z.B. gegenüber dem Finanzamt oder für Löhne)

Buchungssätze für Verbindlichkeiten anhand praktischer Beispiele

Stell dir vor, wir buchen gemeinsam durch den Geschäftsalltag eines Unternehmens. Hier sind die typischsten Buchungsfälle:

Beispiel 1: Wareneinkauf auf Ziel (Rechnung)

Ein Unternehmen kauft Waren im Wert von 5.000 € zzgl. 950 € USt. auf Rechnung.

Buchungssatz:
Warenbestand (Aktivkonto)             5.000 € | 
Vorsteuer (Aktivkonto)                  950 € |
an Verbindlichkeiten L+L (Passivkonto)         | 5.950 €

In T-Konten dargestellt:

WarenbestandVorsteuerVLL
5.000 €950 €5.950 €

Erläuterung: Beim Kauf auf Rechnung entsteht eine Verbindlichkeit gegenüber dem Lieferanten. Der Warenbestand erhöht sich (Soll-Buchung auf dem Aktivkonto), die Vorsteuer ist abzugsfähig (Soll-Buchung auf dem Aktivkonto) und die Verbindlichkeit wird auf der Habenseite des Passivkontos "Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen" erfasst.

Beispiel 2: Bezahlung der Rechnung

Das Unternehmen begleicht die Rechnung aus Beispiel 1 per Überweisung.

Buchungssatz:
Verbindlichkeiten L+L (Passivkonto)    5.950 € |
an Bank (Aktivkonto)                           | 5.950 €

In T-Konten:

VLLBank
5.950 €5.950 €

Erläuterung: Bei der Zahlung wird die Verbindlichkeit gemindert (Soll-Buchung auf dem Passivkonto). Gleichzeitig reduziert sich der Bankbestand (Haben-Buchung auf dem Aktivkonto).

Beispiel 3: Skonto bei Zahlung

Das Unternehmen bezahlt eine Rechnung über 1.190 € (1.000 € + 190 € USt.) und erhält 2% Skonto.

Schritt 1: Berechne den Skontobetrag

  • Warenwert: 1.000 €
  • Skonto (2%): 20 €
  • USt. auf Skonto (19% von 20 €): 3,80 €
  • Gesamter Skontoabzug: 23,80 €

Schritt 2: Buche den Vorgang

Buchungssatz:
Verbindlichkeiten L+L (Passivkonto)    1.190,00 € |
an Bank (Aktivkonto)                              | 1.166,20 €
an Erhaltene Skonti (Ertragskonto)                |    20,00 €
an Vorsteuerberichtigung (Aufwandskonto)          |     3,80 €

Achtung! Häufiger Klausurfehler: Viele vergessen die Vorsteuerberichtigung bei Skonti. Da sich der Warenwert durch den Skonto nachträglich verringert, muss auch die ursprünglich geltend gemachte Vorsteuer anteilig berichtigt werden.

Beispiel 4: Aufnahme eines Bankkredits

Ein Unternehmen nimmt einen Bankkredit über 50.000 € auf.

Buchungssatz:
Bank (Aktivkonto)                      50.000 € |
an Verbindlichkeiten ggü. Kreditinstituten       | 50.000 €

Erläuterung: Durch die Kreditaufnahme erhöht sich der Bankbestand (Soll-Buchung auf dem Aktivkonto). Gleichzeitig entsteht eine Verbindlichkeit gegenüber der Bank (Haben-Buchung auf dem Passivkonto).

Beispiel 5: Erhaltene Anzahlung von Kunden

Ein Unternehmen erhält eine Anzahlung von 2.000 € zzgl. 380 € USt. für einen Auftrag.

Buchungssatz:
Bank (Aktivkonto)                       2.380 € |
an Erhaltene Anzahlungen (Passivkonto)           | 2.000 €
an Umsatzsteuer (Passivkonto)                    |   380 €

Tipp für die Klausur: Erhaltene Anzahlungen sind ebenfalls Verbindlichkeiten, da das Unternehmen verpflichtet ist, die entsprechende Leistung zu erbringen. Wichtig ist, dass die Umsatzsteuer bereits bei Erhalt der Anzahlung abzuführen ist!

Typische Fehler und wie du sie vermeidest

  1. Verwechslung von Soll und Haben bei Passivkonten Denk immer daran: Verbindlichkeiten werden im Haben gemehrt und im Soll gemindert!

  2. Fehlende Umsatzsteuer Prüfe immer, ob es sich um einen Netto- oder Bruttobetrag handelt und ob Umsatzsteuer auszuweisen ist.

  3. Fehlende Vorsteuerberichtigung bei Skonti Wenn sich der Rechnungsbetrag durch Skonto nachträglich ändert, muss auch die Vorsteuer korrigiert werden.

  4. Falsche Bezeichnung des Verbindlichkeitenkontos Achte auf die genaue Bezeichnung: Verbindlichkeiten aus L+L, Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten, Erhaltene Anzahlungen usw.

Anwendung in der Kosten- und Leistungsrechnung (KLR)

In der KLR wirken sich Verbindlichkeiten nicht direkt aus, da dort keine Bestände, sondern nur Kosten und Leistungen erfasst werden. Allerdings können mit Verbindlichkeiten verbundene Aufwendungen, wie Zinsen für Kredite, als Kosten in die KLR einfließen.

Die Zinsaufwendungen werden in der KLR typischerweise als Gemeinkosten erfasst:

Finanzbuchhaltung:
Zinsaufwand                        500 € |
an Bank/Verbindlichkeiten                 | 500 €

KLR:
Finanzierungskosten (Gemeinkostenstelle) 500 €

Mehr zur Unterscheidung von Aufwand und Kosten in der KLR

Zusammenfassung und Fazit

Verbindlichkeiten sind Schulden eines Unternehmens und werden als Passivposten in der Bilanz ausgewiesen. Die wichtigsten Punkte zum Mitnehmen:

  1. Verbindlichkeiten werden als Passivkonten im Haben gemehrt und im Soll gemindert
  2. Bei der Entstehung einer Verbindlichkeit wird das Konto im Haben angesprochen
  3. Bei der Tilgung einer Verbindlichkeit wird das Konto im Soll angesprochen
  4. Denke an die korrekte USt./VSt.-Behandlung, besonders bei Skonti

Das Buchen von Verbindlichkeiten folgt klaren Regeln, die du dir gut einprägen solltest. Mit den Beispielen aus diesem Tutorial bist du bestens für deine Klausuren vorbereitet. Übe die verschiedenen Buchungsfälle, und du wirst sehen, dass sie bald zur Routine werden!

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