Buchungssätze für den Warenverkehr (SKR03 + SKR04)

Hallo! Stell dir vor, wir sitzen gemeinsam in einem Tutorium und gehen die Buchführung für den Warenverkehr durch. Genau so möchte ich dir hier die wichtigsten Buchungssätze für den Warenverkehr nach dem Standardkontenrahmen 03 und 04 näherbringen. Wir schauen uns an, wie Wareneinkäufe und -verkäufe richtig verbucht werden und welche typischen Fehler du vermeiden solltest.

Definition und Grundlagen

Was ist der Warenverkehr?

Der Warenverkehr umfasst alle buchhalterischen Vorgänge rund um den Ein- und Verkauf von Handelswaren. Als Handelsware bezeichnet man Güter, die ohne wesentliche Be- oder Verarbeitung wieder verkauft werden. Die korrekte Verbuchung ist entscheidend für:

• die Ermittlung des Unternehmenserfolgs
• die Bestandsführung
• die steuerliche Bewertung

Unterschied zwischen SKR03 und SKR04

Der SKR03 und SKR04 sind die in Deutschland am häufigsten verwendeten Standardkontenrahmen:

• SKR03: Wird hauptsächlich in Westdeutschland verwendet
• SKR04: Wird hauptsächlich in Ostdeutschland verwendet

Die Unterschiede liegen vor allem in der Nummerierung und teilweise in der Bezeichnung der Konten, nicht aber in der grundlegenden Buchungslogik.

Grundlegende Buchungssätze im Warenverkehr

Wareneinkauf

Beim Wareneinkauf gelten folgende Grundsätze:

1. Der Wareneinkauf wird auf einem Aufwandskonto erfasst
2. Die Verbindlichkeit gegenüber dem Lieferanten oder die Zahlung wird auf der Habenseite gebucht

Beispiel Wareneinkauf:

SKR03: Wareneingang (5400) an Verbindlichkeiten (3300)
SKR04: Wareneingang (3400) an Verbindlichkeiten (3300)

Denk daran: Die unterschiedlichen Kontonummern bei identischem Vorgang fallen in der Klausur häufig als Stolperfalle auf!

Warenverkauf

Beim Warenverkauf gelten folgende Grundsätze:

1. Der Verkauf wird als Ertrag gebucht
2. Die Forderung gegenüber dem Kunden oder der Zahlungseingang wird auf der Sollseite erfasst

Beispiel Warenverkauf:

SKR03: Forderungen (1400) an Umsatzerlöse (4400)
SKR04: Forderungen (1400) an Umsatzerlöse (4400)

Hier sind die Kontonummern in beiden Kontenrahmen gleich, was dir die Arbeit erleichtert.

Praxisbeispiele mit T-Konten

Stell dir vor, wir buchen gemeinsam einen Warenverkehr durch. Hier ein vollständiges Beispiel:

Beispiel: Unternehmen Mustermann GmbH

1. Einkauf von Waren auf Ziel für 10.000 € zzgl. 19% MwSt.
2. Bezahlung der Rechnung per Überweisung
3. Verkauf von Waren für 15.000 € zzgl. 19% MwSt. auf Ziel
4. Eingang der Zahlung auf dem Bankkonto

Buchungen im SKR03:

T-Konten Darstellung für den gleichen Fall:

Wareneingang (5400)  |  Verbindlichkeiten (3300)
-------------------  |  ----------------------
10.000       |       |        | 10.000
             |       |        | 1.900
             |       | 11.900 |

Vorsteuer (1400)     |  Bank (1200)
-----------------    |  ------------
1.900        |       |        | 11.900
             |       | 17.850 |

Forderungen (1400)   |  Umsatzerlöse (4400)
------------------   |  ------------------
15.000       |       |        | 15.000
2.850        |       |
             | 17.850|

                     |  Umsatzsteuer (3800)
                     |  ------------------
                     |        | 2.850

Sonderfälle im Warenverkehr

Rechnungsabgrenzung

Wenn Waren bereits geliefert, aber noch nicht fakturiert sind oder umgekehrt:

SKR03: Wareneingang (5400) an Rechnungsabgrenzung passiv (3990)
SKR04: Wareneingang (3400) an Rechnungsabgrenzung passiv (3990)

Warenrücksendungen und Gutschriften

Bei Rücksendungen erfolgt eine Stornobuchung:

SKR03: Verbindlichkeiten (3300) an Wareneingang (5400)
SKR04: Verbindlichkeiten (3300) an Wareneingang (3400)

Skonto und Rabatte

Skonto-Abzug bei Zahlung:

SKR03: Verbindlichkeiten (3300) an Bank (1200) und an Skontoertrag (4830)
SKR04: Verbindlichkeiten (3300) an Bank (1200) und an Skontoertrag (8300)

Typische Fehler und Klausurfallen

1. Verwechslung der Kontonummern zwischen SKR03 und SKR04
   Besonders beim Wareneingang: 5400 (SKR03) vs. 3400 (SKR04)

2. Falsche Buchung der Mehrwertsteuer
   Denk an die Regel: Beim Einkauf ist es Vorsteuer (Aktivkonto), beim Verkauf ist es Umsatzsteuer (Passivkonto)

3. Brutto- statt Nettobuchung
   In der Klausur passiert hier oft folgender Fehler: Du musst Waren und Steuern separat buchen, nicht den Bruttobetrag

4. Vergessen der doppelten Buchung
   Jeder Geschäftsvorfall muss auf zwei Konten gebucht werden: einmal im Soll, einmal im Haben

Anwendungsaufgabe: Teste dein Wissen

Buche folgende Vorgänge nach SKR03 und SKR04:

1. Einkauf von Waren für 5.000 € zzgl. 19% MwSt. per Banküberweisung
2. Verkauf von Waren für 8.000 € zzgl. 19% MwSt. gegen Barzahlung

Lösung:

SKR03:

1. Wareneingang (5400) an Bank (1200): 5.000 € Vorsteuer (1400) an Bank (1200): 950 €
2. Kasse (1000) an Umsatzerlöse (4400): 8.000 € Kasse (1000) an Umsatzsteuer (3800): 1.520 €

SKR04:

1. Wareneingang (3400) an Bank (1200): 5.000 € Vorsteuer (1400) an Bank (1200): 950 €
2. Kasse (1000) an Umsatzerlöse (4400): 8.000 € Kasse (1000) an Umsatzsteuer (3800): 1.520 €

Zusammenfassung und Fazit

Die korrekte Buchung des Warenverkehrs ist ein zentraler Bestandteil der Buchführung im Handelsunternehmen. Die wichtigsten Punkte im Überblick:

• Wareneinkauf: Aufwandskonto (SKR03: 5400, SKR04: 3400) im Soll
• Warenverkauf: Ertragskonto (4400) im Haben
• Mehrwertsteuer: Beim Einkauf Vorsteuer (1400), beim Verkauf Umsatzsteuer (3800)
• Zahlungen: Entweder über Bank (1200), Kasse (1000) oder Verbindlichkeiten/Forderungen

Merke dir vor allem die unterschiedlichen Kontonummern im SKR03 und SKR04, besonders beim Wareneingang. Mit etwas Übung werden die Buchungssätze für den Warenverkehr bald zu deinem Standardrepertoire gehören.

Mehr zu Buchungssätzen bei wiwi-lernkarten.de

Vertiefung zur Kosten- und Leistungsrechnung"