Einführung in das Rechnungswesen: Übung mit Grundlagen
Grundübung zur Einführung ins Rechnungswesen.
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In der Betriebswirtschaftslehre spielen Kostenrechnungssysteme eine entscheidende Rolle für fundierte unternehmerische Entscheidungen. Während du die grundlegenden Kostenarten wie Material- und Personalkosten vermutlich bereits kennst, erfordert das tiefere Verständnis der besonderen Kostenarten mehr Aufmerksamkeit. Diese speziellen Kostenarten – von kalkulatorischen Abschreibungen bis hin zu Opportunitätskosten – beeinflussen maßgeblich die Preisgestaltung und strategische Planung von Unternehmen.
Du stehst vor einer Klausur oder möchtest dein Wissen in Betriebswirtschaftslehre vertiefen? Dann ist es höchste Zeit, die besonderen Kostenarten nicht nur theoretisch zu verstehen, sondern auch praktisch anzuwenden. Wie unterscheidest du zwischen kalkulatorischen und bilanziellen Abschreibungen? Wann solltest du Wagniskosten berücksichtigen? Und wie beeinflussen diese speziellen Kostenarten letztendlich den Unternehmenserfolg?
Besondere Kostenarten, auch als kalkulatorische Kosten bekannt, unterscheiden sich grundlegend von pagatorischen (ausgabenwirksamen) Kosten. Während pagatorische Kosten mit tatsächlichen Zahlungen verbunden sind, stellen kalkulatorische Kosten Wertansätze dar, die vom tatsächlichen Aufwand abweichen können oder sogar keinen entsprechenden Aufwand in der Finanzbuchhaltung haben.
Diese speziellen Kostentypen sind besonders wichtig für:
In der betrieblichen Praxis führt die Vernachlässigung dieser besonderen Kostenarten häufig zu Fehlentscheidungen. Ein Beispiel:
Ein mittelständischer Produktionsbetrieb kalkulierte seine Preise ohne Berücksichtigung kalkulatorischer Zinsen auf das gebundene Kapital. Nach einigen Jahren stellte der Inhaber fest, dass trotz schwarzer Zahlen die Mittel für notwendige Reinvestitionen fehlten. Die Rendite lag unter dem Marktzinssatz – ein klassischer Fall von "Scheingewinn". Eine vollständige Kostenbetrachtung hätte dieses Problem frühzeitig aufgedeckt.
Die wichtigsten kalkulatorischen Kosten, die du für deine Übungen beherrschen solltest, umfassen:
Anders als bilanzielle Abschreibungen orientieren sich kalkulatorische Abschreibungen am Wiederbeschaffungswert und der tatsächlichen Nutzungsdauer eines Wirtschaftsguts. Sie spiegeln den realen Werteverzehr wider.
Übungsbeispiel: Eine Produktionsmaschine wurde vor 3 Jahren für 100.000 € gekauft. Der aktuelle Wiederbeschaffungswert beträgt 120.000 €. Die bilanzielle Nutzungsdauer beträgt 10 Jahre (lineare Abschreibung), die betriebswirtschaftlich sinnvolle Nutzungsdauer jedoch nur 8 Jahre.
Kalkulatorische Abschreibung pro Jahr = 120.000 € ÷ 8 Jahre = 15.000 € Bilanzielle Abschreibung pro Jahr = 100.000 € ÷ 10 Jahre = 10.000 €
Die Differenz von 5.000 € pro Jahr ist kostenrechnerisch relevant und beeinflusst die Preiskalkulation.
Kalkulatorische Zinsen berücksichtigen die Opportunitätskosten des im Unternehmen gebundenen Kapitals. Sie berechnen sich typischerweise aus dem durchschnittlich gebundenen Kapital und einem angemessenen Zinssatz.
Die Formel für kalkulatorische Zinsen lautet: Kalkulatorische Zinsen = Durchschnittlich gebundenes Kapital × Kalkulationszinssatz
Übungsbeispiel: Ein Unternehmen hat Anlagevermögen im Wert von 500.000 € und durchschnittliches Umlaufvermögen von 200.000 €. Der angemessene Kalkulationszinssatz beträgt 8%.
Kalkulatorische Zinsen = (500.000 € + 200.000 €) × 0,08 = 56.000 €
Diese 56.000 € müssen in der Kostenrechnung berücksichtigt werden, auch wenn sie in der Finanzbuchhaltung nicht als Aufwand erscheinen.
Besonders für Einzelunternehmer und Personengesellschaften ist der kalkulatorische Unternehmerlohn wichtig. Er stellt die Vergütung für die eigene Arbeitsleistung des Unternehmers dar.
So ermittelst du den kalkulatorischen Unternehmerlohn:
Bei einem kleinen Handwerksbetrieb arbeitete der Inhaber jahrelang 60 Stunden pro Woche, kalkulierte aber nur einen minimalen "Unternehmerlohn" in seine Preise ein. Als er unerwartet erkrankte und eine Vertretung anstellen musste, zeigte sich, dass die Preiskalkulation nicht ausreichte, um ein marktübliches Gehalt für einen qualifizierten Ersatz zu bezahlen. Die Folge waren erhebliche finanzielle Schwierigkeiten.
Kalkulatorische Wagniskosten decken unternehmerische Risiken ab, die nicht durch Versicherungen abgesichert werden können. Sie umfassen beispielsweise:
Die Höhe der kalkulatorischen Wagniskosten variiert je nach Branche und spezifischem Unternehmensrisiko. In Branchen mit hoher Innovationsdynamik oder großer Marktvolatilität sind sie typischerweise höher anzusetzen.
Branche | Typische Wagniskosten (% vom Umsatz) |
---|---|
Lebensmitteleinzelhandel | 1-2% |
Maschinenbau | 3-5% |
Softwareentwicklung | 6-10% |
Pharmaforschung | 10-15% |
Bei der Bearbeitung umfangreicherer Übungsaufgaben empfiehlt sich ein strukturiertes Vorgehen:
Beispiel einer komplexeren Übungsaufgabe:
Ein Produktionsunternehmen hat folgende Daten:
Die Lösung umfasst:
Die Gesamtsumme der kalkulatorischen Kosten beträgt demnach 475.833 € (95.000 € - 66.667 € + 87.500 € + 360.000 €).
Bei der Bearbeitung von Übungsaufgaben zu besonderen Kostenarten treten häufig diese Fehler auf:
Für eine vertiefte Auseinandersetzung mit diesen Fehlerquellen und weiteren Übungen empfehle ich die speziellen Lernkarten zur Kostenrechnung auf wiwi-lernkarten.de.
Das Verständnis besonderer Kostenarten bleibt nicht auf theoretische Übungen beschränkt. In der Praxis hilft dieses Wissen bei:
Weitere praktische Anwendungsbeispiele findest du in den empfehlenswerten Ressourcen von Controlling-Portal oder im BWL-Lexikon der Universität Münster.
Um dein Verständnis zu vertiefen, versuche diese Übungsaufgaben selbstständig zu lösen:
Ein Unternehmen hat Anlagen im Buchwert von 500.000 € mit einer bilanziellen Nutzungsdauer von 8 Jahren. Der Wiederbeschaffungswert beträgt 600.000 €, die wirtschaftliche Nutzungsdauer liegt bei 6 Jahren. Berechne die jährliche Differenz zwischen kalkulatorischer und bilanzieller Abschreibung.
Ein Einzelunternehmer arbeitet wöchentlich 50 Stunden in seinem Betrieb. Für eine vergleichbare Position würde ein angestellter Manager 85.000 € Jahresgehalt erhalten. Welcher kalkulatorische Unternehmerlohn sollte in die Kostenrechnung einfließen?
Ein mittelständisches Unternehmen hat ein durchschnittlich gebundenes Kapital von 1,2 Mio. €. Die Eigenkapitalquote beträgt 40%. Bei alternativen Investments könnte eine Rendite von 9% auf das Eigenkapital erzielt werden. Für Fremdkapital werden aktuell 4% Zinsen gezahlt. Berechne die kalkulatorischen Zinsen.
Durch regelmäßiges Üben und die Anwendung auf praktische Szenarien wirst du schnell sicherer im Umgang mit besonderen Kostenarten.
Die Beherrschung besonderer Kostenarten ist kein optionaler Zusatz in deinem betriebswirtschaftlichen Wissen, sondern ein zentrales Element für fundierte unternehmerische Entscheidungen. Mit einem soliden Verständnis dieser Konzepte kannst du Scheingewinne identifizieren, realistische Preiskalkulationen erstellen und langfristig tragfähige Geschäftsmodelle entwickeln.
Besonders in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und zunehmenden Wettbewerbsdrucks wird die präzise Kostenkalkulation zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Nutze daher die vorgestellten Übungen, um dein Wissen zu vertiefen und routiniert mit besonderen Kostenarten umzugehen.
Für deine Prüfungsvorbereitung oder berufliche Weiterbildung bieten die spezialisierten BWL-Lernkarten eine effiziente Möglichkeit, dein Verständnis zu testen und zu festigen. Mit kontinuierlicher Übung und Anwendung in praxisnahen Szenarien wirst du diese wichtigen betriebswirtschaftlichen Konzepte sicher beherrschen.
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