Kostenträgerrechnung Übung: Einfach erklärt mit Aufgaben

Verstehe, wie Kosten auf Produkte verteilt werden – interaktive Übung.

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Die Kostenträgerrechnung bildet einen zentralen Baustein des betrieblichen Rechnungswesens und spielt eine entscheidende Rolle für die Wirtschaftlichkeit von Unternehmen. Als Wirtschaftsstudent wirst du diesem Konzept in zahlreichen Kursen und später im Berufsleben immer wieder begegnen. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff? Wie funktioniert die Kostenträgerrechnung in der Praxis? Und welche Aufgabentypen begegnen dir typischerweise in Übungen und Klausuren?

Was bedeutet Kostenträgerrechnung eigentlich?

Die Kostenträgerrechnung ist ein Teilbereich der Kosten- und Leistungsrechnung (KLR) und befasst sich mit der Zuordnung von Kosten zu den Produkten oder Dienstleistungen – den sogenannten Kostenträgern – eines Unternehmens. Das Ziel ist klar: Du willst herausfinden, welche Kosten ein bestimmtes Produkt oder eine bestimmte Dienstleistung verursacht hat.

Die Kostenträgerrechnung liefert dir wichtige Informationen für:

  • Die Kalkulation von Produktpreisen
  • Die Bewertung von Beständen
  • Die Ermittlung von Produktrentabilitäten
  • Entscheidungen über Produktions- und Absatzprogramme

Im Gegensatz zur Kostenstellenrechnung, die sich mit der Frage "Wo entstehen Kosten?" beschäftigt, konzentriert sich die Kostenträgerrechnung auf die Frage "Wofür entstehen Kosten?".

Wie ist die Kostenträgerrechnung aufgebaut?

Die Kostenträgerrechnung unterteilt sich in zwei wesentliche Bereiche:

  1. Kostenträgerstückrechnung (Kalkulation): Hier berechnest du die Selbstkosten pro Stück eines Produkts oder einer Dienstleistung.
  2. Kostenträgerzeitrechnung (kurzfristige Erfolgsrechnung): Hier ermittelst du den Betriebserfolg für eine bestimmte Periode.

Beide Bereiche greifen ineinander und liefern wichtige Daten für unternehmerische Entscheidungen.

Welche Methoden der Kostenträgerrechnung gibt es?

Bei der Kostenträgerrechnung unterscheidest du zwischen verschiedenen Kalkulationsverfahren:

1. Zuschlagskalkulation

Diese Methode ist besonders verbreitet in der Einzelfertigung und im Handwerk. Du addierst dabei die Materialkosten und Fertigungskosten und schlägst dann prozentuale Zuschläge für Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten auf.

Hier ein typischer Aufbau einer Zuschlagskalkulation:

PositionBerechnungBeispiel (in €)
Materialeinzelkosten (MEK)100,00
+ Materialgemeinkosten (MGK)z.B. 10% der MEK10,00
= Materialkosten110,00
+ Fertigungseinzelkosten (FEK)150,00
+ Fertigungsgemeinkosten (FGK)z.B. 30% der FEK45,00
= Herstellkosten305,00
+ Verwaltungsgemeinkostenz.B. 15% der Herstellkosten45,75
+ Vertriebsgemeinkostenz.B. 10% der Herstellkosten30,50
= Selbstkosten381,25
+ Gewinnzuschlagz.B. 20% der Selbstkosten76,25
= Verkaufspreis (netto)457,50

2. Divisionskalkulation

Diese Methode eignet sich besonders für die Massenfertigung gleichartiger Produkte. Hier teilst du einfach die Gesamtkosten durch die produzierte Menge, um die Stückkosten zu ermitteln.

Stückkosten = Gesamtkosten / Produktionsmenge

3. Äquivalenzziffernkalkulation

Wenn du ähnliche Produkte mit unterschiedlichem Ressourcenverbrauch kalkulieren willst, ist diese Methode ideal. Du ordnest den Produktvarianten Äquivalenzziffern zu, die den relativen Ressourcenverbrauch widerspiegeln.

Wie löst du typische Aufgaben zur Kostenträgerrechnung?

Übungsaufgabe 1: Zuschlagskalkulation

Angenommen, du arbeitest in einem Möbelunternehmen, das handgefertigte Tische produziert. Für einen bestimmten Tischtyp fallen folgende Kosten an:

  • Materialeinzelkosten: 250 €
  • Materialgemeinkosten: 15% der Materialeinzelkosten
  • Fertigungseinzelkosten: 320 €
  • Fertigungsgemeinkosten: 25% der Fertigungseinzelkosten
  • Verwaltungsgemeinkosten: 10% der Herstellkosten
  • Vertriebsgemeinkosten: 12% der Herstellkosten
  • Gewinnzuschlag: 15% der Selbstkosten

Wie hoch ist der Verkaufspreis des Tisches?

Lösung:

PositionBerechnungBetrag (in €)
Materialeinzelkosten250,00
+ Materialgemeinkosten15% von 250 €37,50
= Materialkosten287,50
+ Fertigungseinzelkosten320,00
+ Fertigungsgemeinkosten25% von 320 €80,00
= Herstellkosten687,50
+ Verwaltungsgemeinkosten10% von 687,50 €68,75
+ Vertriebsgemeinkosten12% von 687,50 €82,50
= Selbstkosten838,75
+ Gewinnzuschlag15% von 838,75 €125,81
= Verkaufspreis (netto)964,56

Übungsaufgabe 2: Divisionskalkulation

Ein Getränkehersteller produziert monatlich 50.000 Flaschen eines Softdrinks. Die Gesamtkosten betragen 62.500 €. Berechne die Kosten pro Flasche!

Lösung:

Kosten pro Flasche = 62.500 € / 50.000 Flaschen = 1,25 € pro Flasche

Wie wendest du die Äquivalenzziffernkalkulation an?

Stell dir vor, eine Bäckerei stellt drei Brotsorten her: Weißbrot, Vollkornbrot und Mehrkornbrot. Da die Herstellung unterschiedlich aufwendig ist, werden Äquivalenzziffern festgelegt:

  • Weißbrot: 1 (Basisprodukt)
  • Vollkornbrot: 1,5 (50% mehr Aufwand als Weißbrot)
  • Mehrkornbrot: 2 (doppelter Aufwand gegenüber Weißbrot)

Bei einer Produktion von 1.000 Weißbroten, 800 Vollkornbroten und 500 Mehrkornbroten und Gesamtkosten von 5.700 € ergeben sich folgende Berechnungen:

  1. Berechnung der Äquivalenzmengen:

    • Weißbrot: 1.000 × 1 = 1.000
    • Vollkornbrot: 800 × 1,5 = 1.200
    • Mehrkornbrot: 500 × 2 = 1.000
    • Summe der Äquivalenzmengen: 3.200
  2. Berechnung der Einzelkosten:

    • Kosten pro Äquivalenzeinheit: 5.700 € / 3.200 = 1,78 € pro Einheit
    • Kosten Weißbrot: 1,78 € × 1 = 1,78 € pro Stück
    • Kosten Vollkornbrot: 1,78 € × 1,5 = 2,67 € pro Stück
    • Kosten Mehrkornbrot: 1,78 € × 2 = 3,56 € pro Stück

Für weitere Informationen zur Äquivalenzziffernkalkulation empfehle ich dir den Artikel auf Controlling-Portal.de.

Was sind typische Fehler bei der Kostenträgerrechnung?

Bei der Bearbeitung von Übungsaufgaben zur Kostenträgerrechnung treten einige Fehler besonders häufig auf:

  1. Falsche Bezugsgrößen für Zuschläge: Achte genau darauf, worauf sich ein Zuschlagssatz bezieht. Vertriebsgemeinkosten können sich beispielsweise auf die Herstellkosten oder die Fertigungskosten beziehen.

  2. Verwechslung von Kalkulationsverfahren: Jedes Verfahren hat seinen spezifischen Anwendungsbereich. Verwende nicht die Divisionskalkulation, wenn die Produkte sehr unterschiedlich sind.

  3. Unvollständige Kostenzuordnung: Vergiss keine Kostenarten bei der Kalkulation. Eine unvollständige Erfassung führt zu falschen Preisen und möglicherweise zu Verlusten.

  4. Fehlerhafte Berechnung von Äquivalenzziffern: Bei der Äquivalenzziffernkalkulation müssen die Verhältnisse der Ressourcenverbräuche korrekt abgebildet werden.

Welche praktische Bedeutung hat die Kostenträgerrechnung?

Die Kostenträgerrechnung ist mehr als eine theoretische Übung für deine Wirtschaftsklausuren. In der Unternehmenspraxis bildet sie die Grundlage für zahlreiche wichtige Entscheidungen:

Die Kostenträgerrechnung hilft Unternehmen bei:

  • Der Festlegung von wettbewerbsfähigen und gleichzeitig gewinnbringenden Preisen
  • Der Identifizierung unprofitabler Produkte
  • Der Optimierung des Produktportfolios
  • Der Bestandsbewertung für die Bilanzierung
  • Der Erstellung von Make-or-Buy-Entscheidungen

Wie kannst du dein Wissen zur Kostenträgerrechnung vertiefen?

Um dein Verständnis der Kostenträgerrechnung zu festigen, empfehle ich dir:

  1. Regelmäßiges Üben: Löse verschiedene Aufgabentypen, um die verschiedenen Kalkulationsverfahren zu verinnerlichen.

  2. Lernkarten nutzen: Auf WiWi-Lernkarten findest du speziell aufbereitete Lernmaterialien zur Kostenrechnung, die dir das Lernen erleichtern.

  3. Verknüpfung mit anderen Themen: Verbinde die Kostenträgerrechnung mit deinem Wissen zur Kostenarten- und Kostenstellenrechnung, um das Gesamtbild zu erfassen.

  4. Praxisbeispiele studieren: Suche nach realen Anwendungsfällen in Unternehmen, um die praktische Relevanz besser zu verstehen. Der Blog von Controlling-Portal bietet hierzu wertvolle Einblicke.

  5. Gruppenarbeit: Erkläre anderen Studierenden komplexe Aufgaben – dadurch festigst du dein eigenes Verständnis.

Die Kostenträgerrechnung bildet einen unverzichtbaren Baustein für deine wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung. Mit dem richtigen Verständnis und regelmäßiger Übung wirst du in der Lage sein, auch komplexe Aufgaben sicher zu lösen. Diese Kompetenz wird dir nicht nur in Prüfungen, sondern auch im späteren Berufsleben zugutekommen. Die hier vorgestellten Übungen und Beispiele geben dir einen soliden Einstieg in dieses wichtige Thema – nutze sie als Ausgangspunkt für deine weitere Vertiefung in die Welt der Kostenrechnung.

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